Hildegard Knef erwähnte in ihrem Lied
Im Achtzigsten Stockwerk von 1970 eine, Zitat: "Stadt die es nicht gibt". Ein Konzept das man, wenn überhaupt, eher in fiktiven Gefilden verortet. Umso überraschender ist es festzustellen, dass sowas durchaus nicht selten ist. Und nein, wir meinen damit nicht die üblichen, im Internet kursierenden Running Gags wie die Bielefeld-Verschwörung, laut der die gleichnamige deutsche Stadt nie existiert hat.
Fangen wir mit etwas Einfacherem an:
Trap Streets. Als Kartograf hatte man früher häufiger mit dem Problem zu kämpfen, dass Karten die man in mühevoller Kleinarbeit erstellt hat von Anderen kopiert und widerrechtlich veräußert werden. Dem konnte man effektiv entgegenwirken, indem man bewusst falsche Straßen, aber auch Plätze oder ganze Siedlungen eintrug. Nicht um den Wert der Karte zu schmälern, sondern vielmehr um Alleinstellungsmerkmale zu schaffen, die es erleichtern Plagiate strafrechtlich zu verfolgen. Hierzu mehr von den
Map Men...
Umgekehrt wurden viele Orte schon aus Karten entfernt, um diese im Krieg vor feindlichen Angriffen zu schützen und einfallende Invasoren in die Irre zu führen. Im Fall der "Geschlossenen Städte" - streng geheimen, von der Außenwelt abgeschirmten Metropolen, verborgen inmitten der sibirischen Wildnis - wurde sogar die Existenz ihrer Bewohner unter Verschluss gehalten, die vom Rest der Welt unbeobachtet Atomwaffen für die Sowjets gebaut haben.
Gerade zu Beginn des sowjetischen Atomwaffen-Programms wurden etliche schwerwiegende Fehler begangen, die vielen Menschen enormes Leid und einen qualvollen Tod bescherten. Nach Ende des Kalten Kriegs wurden die meisten Geschlossenen Städte geöffnet und die damaligen Zustände publik gemacht, es gibt aber auch heute noch einige die als militärische Sperrgebiete und Standorte der Rüstungs- und Atomindustrie verwendet werden. Eskify erzählt Näheres...
Es gibt Städte die auf Karten verzeichnet sind, aber nie fertiggestellt wurden, wozu es aus den unterschiedlichsten Gründen auch nicht mehr kommen wird. Wie im Fall von California City, einer geplanten Metropole im Herzen der Mojave Wüste, welche die drittgrößte Stadt im Bundesstaat Kalifornien hätte werden sollen. Und auf dem Papier ist sie das auch, in gewisser Weise: Die Straßen wurden gebaut, sie haben alle eigene Namen, eigene Adressen, eigene Tempolimits. Man kommt per GPS sich von A nach B, ohne sich zu verlaufen. Was auch nicht schwer ist, denn Gebäude gibt es fast keine.
Tom Scott hat sich dorthin begeben...
Was häufiger vorkommt sind Städte die zerstört oder aus den unterschiedlichsten Gründen aufgegeben wurden. Die sogenannten Geisterstädte. Vor allem in den Staaten hat das nicht selten wirtschaftliche Ursachen: Kleine Geschäfte und Unternehmen die von großen Ketten und Shopping Malls in den Ruin getrieben werden. Entlang von Landstraßen angesiedelte Ortschaften die einst vom Tourismus lebten und durch den Bau von Highways und Umgehungsstraßen ihrer Einnahmequelle beraubt werden.
Manchmal führten aber auch verheerende Katastrophe zur Evakuierung, wie im Fall von Centralia, Pennsylvania. Ein ehemaliges Abbaugebiet für Kohle, in dessen stillgelegten Mienen 1962 ein Feuer ausbrach, das bis heute brennt. Immer wieder fanden die Flammen und giftige Dämpfe ihren Weg an die Oberfläche, sodass die BürgerInnen der einst stolzen Ortschaft nach und nach umgesiedelt wurden. Von den einst 1500 Einwohnern leben nurmehr 5 Personen dort, Centralia besitzt seit 2002 keine eigene Postleitzahl mehr.
Fascinating Horror berichtet en detail...
Weniger traurig, dafür umso spannender sind jene Städte die auf keiner Karte zu finden sind und auch sonst nicht zu existieren scheinen, obwohl sich mehrere Menschen unabhängig voneinander daran erinnern können. Sei es, dass ihnen der Name schon mal unterkommen ist oder sie gar blasse Erinnerungen davon haben, selbst einmal dort gewesen zu sein. Spielt ihnen ihr Gedächtnis einen Streich? Sind sie zum Opfer des Mandela Effekts geworden, jenem ominösen Phänomen nach dem sich ganze Gruppen an Sachverhalte erinnern können, die so nie existiert haben?