Jeder kennt die Monty Pythons, Mr. Bean und Little Britain, doch die britischen Inseln haben in Sachen Comedyserien noch viel mehr zu bieten.
Die britische Komödie hat eine lange Tradition, zahlreiche Facetten und spiegelt auch immer die kulturellen Hintergründe ihrer Zeit wider. Der Monty Pythons Flying Circus
(BBC, 1969 - 74) bildet zum Beispiel den Höhepunkt der absurden Comedy, welcher mit Legenden wie Peter Cock und Dudley Moore oder The Goon Show
(Peter Sellers, Spike Milligan und Harry Secombe) ihren Anfang nahm und in der mehr von Punk und den Problemen der Working class geprägten Alternative Comedy der 1980er, mit Größen wie Alexei Sayle, Rik Mayall, Dawn French und Jennifer Saunders einen Gegenpol fand. In den Grauzonen begannen übrigens Legenden wie Rowan Atkinson, Emma Thompson, Stephen Fry und Hugh Laurie ihre Karrieren.
Über die Dekaden hinweg haben die BBC und ihre Konkurrenten einer Vielzahl großer Talente die Chance gegeben Serien zu produzieren, von denen einige auch heute noch absoluten Kultstatus genießen. Leider schafften es nur sehr wenige davon den internationalen Markt zu erobern. Was schade ist, denn sie sprühen nur so vor Einfallsreichtum, Charme und Intelligenz - selbst dann, wenn es nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist!
Hier ein erster Blick auf 5 sehenswerte UK Comedyserien aus fünf Dekaden. Und nein, es sind nicht die üblichen Verdächtigen!
1. The Goodies (BBC, 1970 - 82)
Tim Brooke-Taylor, Graeme Garden und Bill Oddie waren Freunde und Kollegen der Monty Pythons. Sie besuchten zusammen mit Graham Chapman und John Cleese die Cambridge University wo sie sich den berühmten Cambridge Footlights
anschlossen - wie auch ein gewisser Douglas Adams. Nach einigen gemeinsamen Eskapaden erhielt das Trio die Chance eine eigene Serie auf der BBC zu produzieren, die zu einem Inbegriff der 1970er werden sollte. Im Gegensatz zu ihren Kollegen von den Pythons legten sie ihren Fokus nicht auf absurde Spielereien mit Konzepten und technischen Möglichkeiten, sondern zeichneten sich durch ihre temporeiche Komik ebenso aus wie durch ihren enormen Einfallsreichtum und ihre Liebe zum Detail. Etliche, zum Teil kontroverse Themen ihrer Zeit, wie die Punk-Bewegung, die Gleichberechtigung der Frauen, Tierversuche, Umweltverschmutzung und sogar die Apartheid kamen zur Sprache. Auch wurden zahlreiche Phänomene der Popkultur aufgegriffen und in die Handlung integriert. So haben u.a. die Brücke der Enterprise und der Roboter R2D2 einen Gastauftritt in der Serie. Ein trauriges Kuriosum um die Serie bildet der Umstand, dass vereinzelt Zuseher zu Schaden kamen, weil sie zu heftig über das Gesehene gelacht hatten. 1975 soll sich der 50-jährige Maurer Alex Mitchell über folgende Episode sogar buchstäblich "zu Tode gelacht" haben.
2. The Young Ones (BBC, 1982 - 84)
Die Alternative Comedy nahm ihren Anfang in der britischen Stand-Up-Szene. Man versuchte sich vom international erfolgreichen, eingebildeten Collegeboy-Humor der Pythons loszusagen und dem Establishment der Thatcher-Ära mit boshafter Satire zu begegnet die auch vor Publikumsbeschimpfungen nicht zurückschreckte. Nach dem großen Erfolg der Nachrichtensatire Not the Nine O'Clock News
(u.a. mit einem blutjungen Rowan Atkinson) gab die BBC einer Gruppe junger Stand-Up-Comedians die Chance eine eigene Serie zu produzieren - eine Entscheidung die sie schnell bereuten. Mit von der Partie waren Ben Elton (als Autor), Rik Mayall und Adrian Edmondson (später auch bekannt für die Sitcom Bottom) sowie Nigel Planer, Christopher Ryan und Alexei Sayle. Gemeinsam mit Gaststars wie Stephen Fry, Hugh Laurie und Bands wie Mötorhead u.a. stellten sie The Young Ones
auf die Beine, eine völlig neue Form von absurder Sitcom die vor prachialer Gewalt, Krach, Zerstörung und Anarchie nur so strotzte. Rotzfrech und komplett vertrottelt, jedoch clever, schlagfertig und voller unerwarteter Überraschungen.
3. Father Ted (Channel 4, 1995 - 98)
Nach Jahren der Absurdität und Eskalation fand erneut eine Wende in der britischen Comedy statt, zumindest was jene Programme betraf, die im Fernsehen ausgestrahlt wurden. Vermutlich auch dem internationalen Erfolg von Mr. Bean geschuldet, wurden die Serien zunehmend bodenständiger, familienfreundlicher und verloren zunehmend ihren experimentellen Charakter. Es setzte sich aber auch zunehmend der bereits in den 1980ern begonnene Trend zum Multikulturellen fort, was auch hieß, dass der Fokus erfolgversprechender Produktionen nicht nur allein auf England gelegt wurde. Auch schottische, irische und sogar walisische Exporte ließen sich durchaus sehen. Zu den bekanntesten Vertretern und insgesamt einer der beliebtesten Sitcoms auf irischem Boden, zählt die Sitcom Father Ted, über eine Gruppe in Ungnade gefallener Priester die auf eine abgelegene irische Insel verbannt werden, wo sie allerlei Unfug anstellen der schon jenseits von Gut und Böse ist. Zum Cast gehörten Dermot Morgan als Hauptcharakter Father Ted Crilly, Ardal O'Hanlon als der völlig hirnrissige Father Dougal McGuire, Frank Kelly als immer zu betrunkener, sexsüchtiger und fluchender Father Jack Hackett und Pauline McLynn als unterbelichtete Haushälterin Mrs. Doyle.
4. Black Books (Channel 4, 2000 - 04)
Um die Jahrhundertwende herum griff eine neue Generation junger Comedians nach dem Zepter der britischen Fernsehunterhaltung. Simon Pegg und Nick Frost machten mit ihrer Sitcom Spaced
von sich hören, während David Walliams und Matt Lucas mit Little Britain
internationale Erfolge feierten. Das Programm blieb im wesentlichen niederschwellig, ging aber auch mit der Zeit und öffnete wieder Nischen für etwas abgefahrenere Projekte wie das kreativ-absurde The Mighty Boosh
oder ITV's auf Konzepte des DADA aufbauende Dare To Believe. Anfang der 2000er ging auch Black Books auf Sendung, eine Sitcom von Dylan Moran und Graham Linehan (der schon an Father Ted gearbeitet hatte) über den von Moran selbst gespielten, misanthropen Buchhändler Bernhard Black, den von Bill Bailey verkörperten, sonderbaren Mitarbeiter Manny Bianco und der von Tamsin Greig grandios in Szene gesetzten Fran Katzenjammer, Bernhard's vorlauten Saufkompanin. Bei weitem einer meiner persönlichen Lieblingssitcoms und absolut Binge worthy!
5. Limmy's Show (BBC, 2010 - 13)
Machte man sich früher in Cambridge oder den einschlägigen Comedyclubs auf die Suche nach neuen Talenten, so wird man heute im World Wide Web fündig. Das beweist niemand besser als der schottische Comedian, Autor und Streamer Brian Limond alias Limmy. 2010 gab ihm die BBC eine eigene Sketchshow, die mit relativ einfachen, minimalistischen Konzepten arbeitet und einige surreale, dunkle, sogar bizarre Szenarien zutage fördert. Der bekannteste Sketch der Limmy Show wuchs sich regelrecht zu einem Meme aus. Darin stellt Limmy in alter Quiz-Manier die Frage, was schwerer ist: Ein Kilogramm Stahl oder ein Kilogramm Federn. Die Antwort lautet: Ein Kilogramm Stahl, denn Stahl ist schwerer als Federn. Dass die Antwort falsch ist scheint ihn dabei restlos zu überfordern. Die perfekte Sketchshow zum Teilen im Internet!