Hunde sind unsere besten Freunde, wie man so schön sagt. Vor etwa 15.000 Jahren nähern sich Wolf und Mensch an, glauben Wissenschaftler - ungefähr 5.000 Jahre später entsteht daraus das Wunder Hund. Seit eh und je also ein treuer Begleiter des Menschen, geschätzt vor allem für seine Loyalität und seine bedingungslose Hingabe.
Kein anderes Tier kann solch eine tiefe Verbindung zu seinem Menschen aufbauen, kein anderes Tier beschreitet so selbstlos und treu jeden noch so engen Pfad und jeden noch so holprigen Weg gemeinsam mit seinem Menschen, denn - sobald er diesem einmal vertraut, gibt es nichts, was ihn davon abbringen könnte, bis ans Ende seiner
Tage an dessen Seite zu stehen.
Vom wilden Raubtier zum ständigen Begleiter Fest steht, dass der Hund vom Grauwolf abstammt. Doch wie kommt es nun zur Nähe zwischen diesen wilden Raubtieren und uns Menschen? Wissenschaftler stellen sich diesen Prozess, der sich über tausende von Jahren hin zieht, in etwa so vor: Jäger und Wölfe haben beim Jagen im Wald dasselbe Ziel vor Augen, beide möchten Wild erlegen.
Die Menschen machen den Wölfen beim Jagen also Konkurrenz, und so jagen beide Gruppen (einerseits die Wölfe in ihrem Rudel und andererseits die Menschen mit ihren
Waffen) für sich selbst. Irgendwann jedoch bemerken die Wölfe, dass es sich für sie lohnt, sich in der Nähe der Menschen aufzuhalten. Denn von diesen bleiben immer wieder Nahrungsreste übrig, über die sich das Wolfsrudel hermachen kann. Von da an hat der Mensch einen Nutzen für den Wolf, aus dem Nebeneinander ergibt sich ein Miteinander, denn der Wolf hat seinen Vorteil darin erkannt, leicht an Futter zu kommen.
Zu welchem Zeitpunkt genau jedoch dann die Domestikation eintritt, ist nicht vollständig abgeklärt. Die Schätzungen der Wissenschaftler variieren hier stark. Dass es mindestens 15.000 Jahre her ist, steht fest, als man 1914 in einer Höhle neben menschlichen Skeletten auf das Unterkiefer eines frühzeitigen Schäferhundes mit deutlichen Domestikationserscheinungen stößt. (Merkmale sind eine Verkleinerung des Schädels sowie eine besondere Unordnung der Zahnreihen.) Andererseits besteht aber auch die Annahme, dass die von Sibirien nach Amerika eingewanderten Nomaden vor etwa 35.000 Jahren schon Hunde bei sich haben.
Ganz genau weiß man es also nicht - was aber feststeht ist: Die Domestikation verläuft so derart erfolgreich, weil Hunde die einzigartige Fähigkeit besitzen, klar und deutlich mit Menschen zu kommunizieren. Mich hat diese besondere Beziehung zwischen Hund und Mensch schon immer fasziniert. Doch ebenso die vielen Kommunikationsschwierigkeiten und Missverständnisse zwischen den beiden Protagonisten, die, wie scheinbar oftmals vergessen wird, nicht dieselbe Sprache sprechen.
Führen alle Wege nach Rom?
Vielleicht finden Sie sich in folgender Situation wieder: Man holt sich einen Hund, sei es vom Züchter oder vom Tierschutz. Man informiert sich bestenfalls vorab über die Hundeerziehung oder man hat sogar schon Erfahrung darin. Grundsätzlich kennt man alle Basics - man weiß, wie man "Sitz", "Platz", "Bleib" und "Steh" beibringt, geht viel Spazieren, um den Hund bestmöglich auszulasten, macht sich Gedanken über die richtige Ernährung, versucht, ihm einen abwechslungsreichen Alltag zu bieten, besucht sogar noch einmal pro Woche eine Hundeschule, die einem von Bekannten empfohlen wurde. Und trotz allem hat man das Gefühl, dass diese Hund-Mensch-Beziehung nicht richtig rund läuft.
Man ist in vielen Situationen auf die Leine angewiesen, mal hört Struppi, im nächsten Moment wieder nicht, mal befolgt Luna ein Kommando, beim nächsten Mal scheitert der Rückruf-Versuch kläglich, mal rückt Django das Spielzeug raus, ein andermal ignoriert er einen völlig. Vielen Menschen ist das egal. "Soll der Hund doch machen, was er möchte. Er muss nicht funktionieren wie ein Roboter. Das ist halt Teil seines Charakters". Ansicht war ich selbst lange derselben Meinung. Und natürlich bin ich nach wie vor der Meinung, dass weder ein Hund, noch ein Mensch, geschweige denn ein anderes Säugetier einfach "zu funktionieren" hat.
Doch in relevanten Situationen macht das Befolgen von Aufforderungen seitens des Menschen, eine gute und auf Vertrauen basierende Beziehung zueinander aus. Das wurde mir erst klar, als mein Hund, ein Mischlingsrüde aus dem Tierschutz plötzlich auffälliges Verhalten an den Tag legte. Nachts wollte er nicht mehr nach draußen gehen, denn bei Dunkelheit bekam er richtige Angst und jedes noch so kleine Geräusch erschreckte ihn ungemein. An der Leine fing er an, andere Hunde anzupöbeln und im Freilauf war er ständig damit beschäftigt, irgendwelchen Bällen nachzuhetzen, die nicht uns gehörten. Ich ärgerte mich, denn ich konnte nicht verstehen, warum ich ihm trotz unserer - meiner Meinung nach - engen Bindung, nachts draußen offenbar nicht genug Sicherheit geben konnte, sowie er mir im Freilauf nicht den nötigen Respekt entgegenbringen konnte, das Eigentum eines fremden Hundebesitzers, nach mehrfacher Aufforderung, abzugeben. So holte ich mir von vielen Seiten Rat ein und erst dadurch stellte ich fest, dass es unzählige Arten der Hundeerziehung gibt.
Eine Welt, in der man verlernt hat, Jemand zu sein.
Sind Sie jemand, der gerne hinterfragt? Dinge nicht einfach so hinnimmt, sondern ihnen auf den Grund geht? Sind Sie jemand, für den alles Sinn machen muss, für den alle Teile des Puzzles übereinstimmen müssen, um das große Gesamtbild zu überblicken? Haben Sie sich schon einmal vorgestellt, Sie würden in einer Gesellschaft leben, in der es keine Gesetze gibt? In der akademische Titel und
institutionelle Auszeichnungen keine Geltung haben? In einer Welt, in der man sich nur anhand seiner Persönlichkeit, seinen natürlichen Fähigkeiten und seinem Grad an Souveränität auszeichnet? Vielleicht sieht die Welt für unsere Hunde genau so aus.
Buchtipp: Thorsten Fauser: "Beziehung ohne Leine - Erziehung am Beispiel Hund"