CARGO CULT
Während sich im Rest der Welt bereits die Einflüsse der westlichen Zivilisationen bemerkbar machten, lebten etliche Stämme auf den östlich von Australien gelegenen Inselgruppen Melanesiens noch lange Zeit unberührt und autark. Dies änderte sich Ende des 19. Jahrhunderts mit der nicht selten radikalen Missionsarbeit und Kolonialisierung durch Europäer, die vielerorts erst für Götter gehalten wurden. Dementsprechend bewundert wurden die mitgebrachten Güter (englisch Cargo) welche große Macht und Reichtum erahnen ließen.
Vor allem während des Zweiten Weltkriegs überraschten amerikanische Besatzungssoldaten mit immer neuen Maschinen und Flugzeugen, die auf große Bewunderung stießen. Nach Ende des Krieges blieben diese Kolonien wieder vermehrt sich selbst überlassen. Doch bildete sich um die zurückgelassenen Güter und die Geschichten aus jener Zeit ein wahrer Kult, der bis heute anhält. So werden von den Einwohnern Flugzeuge aus Stroh reproduziert, manche üben sogar noch das Exerzieren, wie es ihre Großeltern bei den Soldaten gelernt haben.
Heute finden sich zahlreiche Beispiele von Cargo-Kulten in ganz Melanesien, von Papua-Neuguinea bis zu den Fidschi-Inseln. Es ist vor allem interessant sich die Interpretationen der einzelnen Stämme anzusehen. Aber auch zu überlegen, ob es nicht das eine oder andere in unserer Kultur gibt, dass auf hinterlassene Güter anderer Zivilisationen zurückzuführen ist. Ganz sicher sogar! Man nehme nur die Kaffeebohnen die 1683 nach der Zweiten Türkenbelagerung in Wien zurückgelassen wurden und den Grundstein der Wiener Kaffeehauskultur gebildet haben.
2013 produzierte der französische Filmemacher Bastien Dubois in Zusammenarbeit mit Sacrebleu Productions einen animierten Kurzfilm zum Thema, der im selben Jahr zum Gewinner beim internationalen Encounters Film Festival in England wurde. "Cargo Cult" ist ein buntes, kunstvoll gestaltetes Meisterwerk mit viel Emotion und eindringlicher Authentizität.
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