UK-EXPORTS: 10 x COMEDY AUS IRLAND
Das Vereinigte Königreich besteht aus den vier Landesteilen England, Schottland, Wales und Nordirland. Was den Export des britischen Humors betrifft haben sich die Engländer allerdings mehr hervorgetan, als die anderen, obwohl auch sie durchaus interessantes Material zu bieten haben. Ähnlich wie in Österreich, Deutschland und der Schweiz spielen dabei regionale Kulturunterschiede, sowie die nicht immer leicht zu verstehenden Dialekte eine große Rolle. Heute wollen wir uns Comedyexporte aus Irland ansehen, wobei wir sowohl Beiträge aus Nordirland als auch dem Land Irland zeigen möchten, um die Unterschiede zu den Engländern und Schotten - die wir zuletzt vorgestellt haben, siehe hier - noch deutlicher herauszuarbeiten. An dieser Stelle wollen wir uns herzlich bei Axel Beer und seiner bezaubernden Gattin Alice bedanken, die uns bei den Recherchen von enormer Hilfe waren!
Father Ted gilt als eine, wenn nicht gar DIE beliebteste Sitcom der Iren. Sie wurde in den 1990ern von Graham Linehan und Arthur Mathews geschrieben und zwischen 1995 - 98 auf Channel 4 ausgestrahlt. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine Gruppe katholischer Priester die wegen diverser Vergehen auf die entlegene westirische Insel Craggy Island verbannt wurden, auf der einige recht merkwürdige Leute leben. Dem titelgebenden Father Ted Crilly (Dermot Morgan) wurde vorgeworfen Gelder veruntreut zu haben. Der vertrottelte, aber liebenswerte Father Dougal McGuire (Ardal O'Hanlon) soll für einen ominösen Vorfall verantwortlich gewesen sein, bei dem Nonnen zu schaden kamen. Und der alternde Father Jack Hackett (Frank Kelly) spricht sehr dem Alkohol zu, was seiner zunehmenden Altersbosheit nur entgegenkommt. Das Trio wird von der aufopfernden Haushälterin Mrs. Doyle (Paulin McLynn) mit mehr Tee und Plätzchen versorgt als ihnen Lieb ist. Die Serie enthält sowohl satirische Elemente die Bezug auf die Kirche und die irische Kultur nehmen, persifliert aber auch popkulturelle Phänomene seiner Zeit, wie den Film Speed oder den Konflikt zwischen den Britpop-Bands Blur und Oasis.
Seit 2011 produziert BBC Scotland in Zusammenarbeit mit dem irischen Sender RTÉ, die von Brendan O'Carroll kreierte, vor einem Livepublikum aufgezeichnete Sitcom Mrs. Brown's Boys. O'Carroll selbst spielt darin die alte Mrs. Brown, eine irische Matriarchin die sich unentwegt um ihre vielen, erwachsen gewordenen Kinder sorgt. Immer wieder mischt sie sich in deren Angelegenheiten und sorgt dabei für ein heilloses Durcheinander. Die Serie zeichnet sich durch ihren sehr abenteuerlichen Humor aus. O'Carroll sprengt unentwegt die vierte Wand und bringt sogar seine Co-Stars mit seinen improvisierten Späßen aus der Fassung. Eine Sendung für die ganze Familie, mit viel Herz und Hirn, die es verdient hätte über die britischen Grenzen hinaus exportiert zu werden, wenn auch fraglich ist, ob sie in anderen Sprachen noch funktionieren würde. Denn der irische Stil macht auch viel von ihrem Charme aus.
Vielen als Bernhard Black in der Erfolgssitcom Black Books bekannt, steht Dylan Moran (* 1971) auch als Solo-Comedian seinen Mann. Er arbeitete mit Simon Pegg zusammen an Filmen wie Shaun of the Dead oder Run Fatboy Run. Er begann seine Karriere als Comedian in seinen frühen 20ern im Dublin's Comedy Cellar, wo er schon Ardal O'Hanlon (siehe Father Ted) und andere Stand Ups mit Begeisterung verfolgte. Er gewann zwei Preise beim berühmten Edinburgh Festival und ging 1997 mit seinem ersten großen Programm Gurgling For Money auf UK-Tour. In der Zeit schrieb er auch eine wöchentliche Kolumne in den Irish Times. Es folgten erste Auftritte in Film und Fernsehen, darunter eine kleine Rolle in Notting Hill. Moran gibt sich nicht selten in der Rolle des geistig-umnachteten Querulanten, dem entgegen steht sein breites Vokabular und sein durchaus scharfer Verstand.
David Tynan O'Mahony (1936 - 2005) alias Dave Allen war ein irischer Komiker, der unter anderem für die BBC und ITV arbeitete. Er durchlief eine streng katholische Erziehung, die er mitunter in seinen bitterbösen Sketchen verarbeitete. Sein Spott auf die Kirche und seine rüde Sprache sorgten nicht selten für Kontroversen. Er galt aber durchaus als charmant, umgänglich und liebenswürdig, und erfreute sich auch international höchster Beliebtheit. Ursprünglich in die Fussstapfen seines Vaters folgend der für die Irish Times arbeitete, zog es ihn mit 19 in die Fleetstreet nach London. Er trat als Comedian in Stripklubs, Nachtklubs und kleinen Theatern auf und hielt sich auch mit anderen Jobs über Wasser, ehe er 1959 seinen ersten Fernsehauftritt in der BBC-Talentshow New Faces hatte, die seine Karriere langsam in Schwung brachte. 1963 bekam er seine erste große Show im australischen Fernsehen, die nach sechs Monaten beinahe zu Ende gewesen wäre, weil er seinem Produzenten auf die Forderung einer Werbeunterbrechung, die ein interessantes Interview mit Peter Cook und Dudley Moore unterbrochen hätte, zurief er solle weggehen und sich einen runterholen. Allen's enorme Beliebtheit verhinderte aber das Schlimmste. Allen starb 2005 überraschend an akutem Herzversagen. Adam Sandler nannte ihn 2017 bei einem Interview mit Howard Stern als einer seiner frühesten Einflüsse als Comedian.
Die Monty Pythons haben viele Comedians auf der ganzen Welt inspiriert. Doch legte man eine Liste jener Comedians an welche die Pythons inspirierten - was wir übrigens hier schon getan haben - käme man an Spike Milligan nicht vorbei. Milligan, Sohn eines irischen Soldaten und einer englischen Mutter, wurde 1918 in Indien geboren und wuchs dort auf, bis er mit 12 nach London zog. Er entdeckte für sich den Jazz und trat selbst während seiner Auslandseinsätze im Zweiten Weltkrieg als Musiker und Comedian auf, um die Truppen zu unterhalten. Nach dem Krieg produzierte er an der Seite von Peter Sellers und Harry Secombe die absurde Hörspielreihe The Goon Show, die ein großer Erfolg war. Anschließend versuchte er sich auch als Poet und schrieb andere Sorten an Literatur. Zwischen 1969 - 82 produzierte er die Q-Serie, eine Sketchshow mit surreal-absurdem Charakter die großen Einfluss auf spätere Comedians ausübte, aber wegen einigen Kontroversen nicht denselben Kultstatus erreichte wie beispielsweise der Flying Circus. Viele der darin gezeigten Beiträge werden heute als problematisch betrachtet, wie auch der folgende Beitrag, weswegen wir sensiblen Gemütern eine Warnung vorausschicken!
Aisling Clíodhnadh O'Sullivan alias Aisling Bea (* 1984) ist eine irische Komikerin, Schauspielerin und Autorin die sowohl durch ihre frechen Stand Ups, als auch Produktionen wie Living with yourself oder This Way Up zu einem bekannten britischen Star geworden ist. Sie ist die Großnichte der irischen Dramatikerin Siobhán Ní Shúilleabháin, Musiklegende Liam O'Flynn war ein Freund der Familie. Ihr Vater war ein Tierarzt für Pferde der sich das Leben nahm als Aisling noch sehr jung war. Sie nahm ihm zu Ehren den Namen Bea an, eine Kurzform seines Namens. Ihre Mutter Helen war früher professioneller Jockey gewesen, generell herrschte in der Familie großes Interesse am Pferdesport, Aisling interessierte sich aber mehr für die Bühne. Schon in der Schulzeit spielte sie in einer kleinen Comedy-Gruppe mit, ehe sie als Erwachsene an die London Academy of Music and Dramatic Art (LAMDA) wechselte. Später überzeugte sie das Publikum am Edinburgh Festival, wurde zu einem regelmäßigen Gast in den Panelshows QI und Insert Name Here, bevor sie mit Auftritten in diversen TV-Produktionen so richtig durchstartete.
Geboren am 4. Februar 1972 in der irischen Küstenstadt Bray mauserte sich Dara Ó Briain von einem Studenten der Mathematik und Theoretischen Physik am University College Dublin (UCD) zu einem gefeierten britischen Stand Up-Comedian und TV-Moderator. 1994 begann er beim irischen Fernsehsender RTÉ zu arbeiten, wo er sich des Kinderprogramms annahm, während er parallel dazu seine ersten Comedyauftritte in den Clubs absolvierte. Dem folgten die obligaten Gigs auf Festivals, die zu ersten Touren rund um die Welt führten. Ó Briain moderierte zudem einige Panelshows wie Mock the Week, The Panel oder The Apprentice: You're Fired.
Geboren am 25. März 1968 in der irischen Industriestadt Drogheda. Eine weitere Stand Up-Begabung der grünen Insel die mit ihrem großen Talent überzeugte. 1996 schaffte sie es ins Finale des jährlichen BBC New Comedy Award, seitdem macht sie Bühne, Film und Fernsehen unsicher. Sie spielte die Rolle von Noeleen in John Crowley's Black Comedy-Krimi Intermission (2003) und die Hauptrolle in Stephen Bradley's Filmbiografie Noble (2014) über die Kinderrechtsaktivistin Christina Noble. Im Fernsehen war sie unter anderem an der Seite von Chris O'Dowd (The IT-Crowd) in der Serie Moone Boy zu sehen.
2008 gründeten die drei irischen Comedians Sean Finegan (Foil), Conor McKenna (Arms) und Sean Flanagan (Hog) im Dramaklub des University College Dublin die Gruppe Foil Arms and Hog, Seitdem konnte man ihre Sketche auf diversen Bühnen, in Radio, TV und Online verfolgen. Zu ihren bekanntesten Nummern zählen When Irish People Can't Speak Irish, An Englishman Plays Risk, WTF is Brexit und How to Speak Dublin.
David O'Doherty (* 1975) tanzt gleich auf mehreren Hochzeiten: Er ist Comedian, Schauspieler, Musiker, Buchautor - für Erwachsene und Kinder - sowie Stückeschreiber für's Theater. Der Sohn des renommierten Jazzpianisten Jim Doherty beschreibt sich selbst als gescheiterter Jazzmusiker, der versucht etwas aus seinem Leben zu machen. Dabei erweist er sich als hochtalentierter, phänomenal-witziger Alleinunterhalter, dem man viel mehr Aufmerksamkeit zuteil werden sollte als es bisher der Fall ist. Auch wenn er bereits eine solide Karriere im englischsprachigen Raum vorzuweisen hat.
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